Montag, 3. August 2015

Die Kunst der Aktien-Wahl - Ansichten von Charlie Munger

17:51

Charlie Munger bietet nicht nur eine Fülle an nützlichen Einsichten, es ist auch unterhaltsam ihm
zuzuhören. Es folgen in diesem Artikel einige Kommentare von Munger. Ich hebe einige Kommentare hervor, von denen ich besonders beeindruckt bin.

Munger redete einige Male von einem Burggraben während des Treffens. Das erste mal zählte er einige Beispiele an ehemals erfolgreichen Unternehmen auf, die außergewöhnliche Wettbewerbsvorteile aufwiesen - aber wegen der kapitalistischen Natur in der Bedeutungslosigkeit verschwanden und gar bankrott gingen:

Das perfekte Beispiel für Darwinismus ist das, was die Technologie mit Unternehmen anstellt. Wenn jemand versucht sein bestehendes Geschäft in etwas anderes zu verwandeln - scheitert er. Im Technologiebereich ist dies besonders häufig zu beobachten. Nehmen Sie Kodak - Kodak war das weltweit dominierende Fotografie-Unternehmen weltweit. Es ging ihnen selbst während der Weltwirtschaftskrise fabelhaft, doch dann wurden die Aktionäre vom technischen Fortschritt überrascht. Oder nehmen wir General Motors, einst das bedeutendste Unternehmen der Welt - doch dann verloren die Aktionäre. Wie kann es sein, dass ein dominierendes Automobilunternehmen, ohne erwähnenswerte Konkurrenz, die Aktionäre enttäuscht? Darwinistisch gesagt - es ist schwer da draußen und der technische Fortschritt ist eines der schwersten Dinge.
Munger hielt diese Geschichte parat wenn er gefragt wurde, wie man einen Wettbewerbsvorteil - einen Burggraben identifizieren konnte:


Frage: Was ist der am wenigsten verstandene Wettbewerbsvorteil?

Munger: Sie wollen im Prinzip dass ich Ihnen die schwierige Aufgabe näher bringe, wie man Wettbewerbsvorteile identifiziert. Dies erinnert mich an eine Geschichte. Ein Mann kam zu Mozart und fragte ihn wie man eine Symphonie schreibt. Mozart antwortete: "Sie sind zu jung um eine Symphonie zu schreiben.". Der Mann sagte: "Sie haben Symphonien geschrieben als sie erst 10 Jahre alt waren und ich bin 21.", Mozart sagte: "Ja, aber ich bin nicht herumgelaufen und habe die Leute gefragt wie man das macht". 
Dies war eine interessante Antwort. Wettbewerbsvorteile sind neuerdings der letzte Schrei unter Value Investoren - besonders unter Buffet-Jüngern. Und dies ist aus gutem Grund so - unter gleichen Bedingungen bevorzugen wir ein Unternehmen mit einem Wettbewerbsvorteil (einem Burggraben). Das Problem ist, dass es ziemlich einfach ist ein Unternehmen zu finden das gut läuft. Es ist umso schwerer in die Zukunft zu sehen und festzustellen ob das Unternehmen weiterhin gut laufen wird. Die Beständigkeit solcher Burggräben ist schwieriger zu bestimmen als den Wettbewerbsvorteil an sich und die Beständigkeit ist das Wichtigste, da in den meisten Fällen eine gute Geschäftsentwicklung vom Markt bereits eingepreist wurde, was eine positive Erwartung wiederspiegelt.

Ein jeder möchte in gute Unternehmen investieren. Das Problem ist, dass sie teuer sind im Verhältnis zu Eigenkapital und Gewinnen und das verdirbt einem das Spiel. Wenn es alles wäre nur herauszufinden welches Unternehmen besser als andere ist, würde jeder einen Haufen Geld machen. Aber das ist nicht der Fall. Die Kurse erhöhen sich solange, bis sich die Gewinnchancen ändern. Mir war das immer bewusst, aber es wird immer wieder behauptet, dass der Markt so effizient wäre und niemand den Markt schlagen könne. Ich kannte Leute in Omaha, denen das gelungen war. Ich war nie auch nur in der Nähe einer Business School, also war mein Verstand nicht mit solchen Ideen belastet. Die Leute versuchen clever zu sein - alles was ich versuche ist kein Idiot zu sein, aber das ist schwerer als viele Leute glauben.
Munger zeigte in seinen Vorlesungen wie wichtig es war in Entscheidungsbäumen und Wahrscheinlichkeiten zu denken. Er bezieht sich dabei auf Ideen aus dem 17. Jahrhundert von Pierre der Fermat und Blaise Pascal - beides Mathematiker.

Im Sommer 1654 besuchte Pascal ein Freund, er war dem Glücksspiel zugetan und nicht dumm, aber er verlor regelmäßig Geld. Er wollte wissen wieso er Geld verlor obwohl er gut spielte. Dies war eine interessante Frage für Pascal und es kam zu einem längeren Briefwechsel zwischen ihm und Fermat zu diesem Thema. Sie schufen eine Säule für die moderne Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Munger ging nicht im Detail darauf, doch er zeigte wie wichtig die Idee in Wahrscheinlichkeiten zu denken. Er bezeichnete diese Fähigkeit sogar als einen der Gründe für den Erfolg Warren Buffets:

Einer der Vorteile für jemanden wie Buffet, mit dem ich all die Jahre gearbeitet habe, ist dass er automatisch Daten schon im Geiste in Entscheidungsbäume und elementare Mathematik von Permutation und Kombination verwandelt.
Doch die Hauptursache dafür 400 Jahre alte Mathematiker zu bemühen, war es zu beschreiben wie das System des "untereinander Wetten" funktioniert:

Jeder verdammte Narr kann sehen, dass ein Pferd von leichtem Gewicht, mit einer wunderbaren Siegesrate und guten Positionierungen eine viel höhere Wahrscheinlichkeit zu gewinnen aufweist, als ein Pferd mit furchtbarer Siegesrate, hohem Gewicht und schlechten Platzierungen. Aber wenn man auf die Gewinnchancen schaut, zahlt sich eine Wette auf das schlechte mit dem hundertfachen des Einsatzes aus, während das gute Pferd den Sieg nur mit der hälfte des Einsatzes belohnt. Dann ist es statistisch gesehen nicht mehr klar, welches die beste Wette ist, bemüht man das Konzept von Fermat und Pascal. 
Das "untereinander Wetten" ist also der Aktienmarkt, der es ziemlich gut schafft das Spielfeld zwischen den "hochwertigen Hengsten" und den "erschöpften Kleppern" über den Preismechanismus anzugleichen. Munger sagt ein Eisenbahnunternehmen zu einem Drittel seines Buchwertes ist nicht notwendiger Weise attraktiver als IBM zum Preis seines sechsfachen Buchwertes. Die Kursentwicklung ist natürlich nicht immer effizient und manchmal sind die "Klepper" wertvoller als der Preis für den man sie kaufen kann und manchmal kaufen die "Hengste" die "Klepper".

Die Irrtumswahrscheinlichkeit reduzieren

Ich denke die "Hengste" (die guten Unternehmen) bieten oft das geringste Risiko für ein sicheres Ergebnis - aber das ist nicht immer so. Ich dachte immer, dass die falschen Investments gemacht werden, weil bei der Bewertung falsch kalkuliert wurde. Natürlich kann sich auch herausstellen, dass ein schlechter werdendes Geschäft überbewertet wurde. Worauf ich hinaus will ist, dass wenige schwere Fehler dadurch begangen werden, weil großartige Unternehmen zu einem zu hohen Preis gekauft wurden. Manchmal passiert das - wie z.B. ein Investment in Coca-Cola 1998 oder Microsoft 2000. Die Geschäftsergebnisse beider Unternehmen waren stets gut aber die Kurse stagnierten. Aber für gewöhnlich ergibt sich aus dieser Art Fehler noch ein mittelmäßiges Ergebnis und nicht unbedingt einen Verlust von Kapital. Die großen Verluste ergeben sich dann, wenn man bei der Einschätzung des Unternehmens falsch liegt.

Ich habe festgestellt, dass ich eine Menge Zeit damit verbringe, mögliche Fehler zu reduzieren. Dies führt dazu, dass ich höherwertige Unternehmen bevorzuge. Munger und Buffet haben gezeigt, dass eine solche Herangehensweise durchaus erfolgreich sein kann. Munger sagte einmal in einer Vorlesung:

Und so begannen wir damit Grahamiten zu sein - was nebenbei bemerkt gut funktionierte - wir bekamen nach und nach das, was ich eine bessere Einsicht nennen würde. Und wird erkannten, dass einige Unternehmen die für den zwei- oder dreifachen Buchwert gehandelt wurden immer noch eine Wahnsinns-Chance bieten konnten. Das hing vom Momentum oder den außergewöhnlichen Manager-Fähigkeiten im Unternehmen ab...
Burggräben sind also wichtig, die Bewertung ist entscheidend aber in Wahrscheinlichkeiten zu denken ist ebenso sehr wichtig. Eine Bewertung wie Walmart in 10 Jahren aussehen könnte, wird vermutlich ein genaueres Ergebnis bringen als Facebook (vorhersehbarer - nicht notwendigerweise besser). Es gibt keine Sicherheiten aber es gibt Wahrscheinlichkeiten und diese sind - anders als Kartenspiele oder Würfel - steht im dynamischen Wandel. Es ist keine exakte Wissenschaft.

Was Sie versuchen sollten zu finden ist was Munger die "einfachen Entscheidungen" nennt. Die risikoarmen, sicheren Wetten. Manchmal sind es die besten Unternehmen der Welt mit bedeutenden Vorteilen, manchmal findet man sich abseits der ausgetretenen Pfade - Unternehmen die in einer besonderen Lage sind, vielleicht ohne Burggraben im klassischen Sinne aber dafür einen hohen Wert mit geringem Risiko der Abschreibungen bieten.

Ich denke was Munger wirklich sagen will - wenn ich so kühn sein darf ihm Worte in den Mund zu legen - ist dass die Identifizierung von Wettbewerbsvorteilen und Burggräben keine Wissenschaft ist und vor allem nicht leicht zu beschreiben ist an jemanden der danach fragt. Die Auswahl der richtigen Aktien ist eine Kunst. Jede Situation ist anders und jedes Unternehmen hat einen eigenen Satz an Umständen und Variablen. So sehr wir dies auch auf eine Checkliste reduzieren wollen - Investments funktionieren so nicht. Es bedarf einer gewissen Kunstfertigkeit, Ausdauer und Diziplin - zu warten, bis sich Chancen ergeben und nicht zuzuschlagen wenn man gerade einen Impuls verspürt oder Angst hat das Beste zu verpassen.

Munger präzisiert seine Aussage, als er gefragt wurde welches System der Identifikation guter Investments er nutze:

Wir suchen nach den einfachen Entscheidungen aber es gestaltet sich äußerst schwierig solche "einfachen" Entscheidungen zu finden. Wir finden gerade genug und jede hat ihre eigenen Schwierigkeiten. Also - ich habe kein System.
Es ist sicher schwieriger für Munger als für den Rest von uns. Er ist 91, er ist Milliardär und er hat viel weniger Investmentmöglichkeiten als die meisten von uns.

Aber seine Erfahrung ist sicher von Bedeutung und wir können etwas von seiner Investment-Philosophie für unsere eigene Jagd nach Möglichkeiten mitnehmen.

Autor:

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