Am offensichtlichsten war die Herabstufung durch die Ratingagentur Fitch, die Lehman Brothers am 9. Juni 2008 ein AA- mit negativem Ausblick verpasste. Danach ging alles ganz schnell, nur drei Monate später fuhr Lehman mit Karacho gegen die Wand. Die Folgen sind bekannt. Auf den Tag genau sieben Jahre später stuft nun Standard & Poor’s am 9. Juni die Deutsche Bank herunter. Das neue Rating lautet BBB+ – das ist sogar noch schlechter als Lehman seinerzeit bewertet wurde.
Die Deutsche Bank hat eine ganze Reihe an Fehlschlägen hinter sich, nicht zuletzt die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Euro die für die Manipulation der Libor-Zinssätze gezahlt werden musste, es stehen über 6000 weitere Rechtsstreitigkeiten an, für die Rückstellungen gebildet werden müssen.
Hinzu kommt, dass die Deutsche Bank die auferlegten Stresstests nicht bestanden hat und daher die Eigenkapitalquote erhöhen muss. Das ist für eine Bank immer eine unangenehme Sache, denn Eigenkapital lässt sich nicht per Knopfdruck erhöhen sondern muss mühsam erwirtschaftet werden mit tatsächlichen realisierten Gewinnen und keinen Gewinnen aufgrund überschwänglicher Bewertungen der eigenen Bilanzpositionen.
Immerhin konnte das Griechenland-Risiko reduziert werden, so dass ein mögliches Grexit-Szenario hier nicht direkt die deutsche Bank gefährdet, wohl aber eine Gefahr darstellt. die durch übergreifende Kreditausfälle französischer oder britischer Banken die Existenz der deutschen Bank bedroht.
Schauen wir uns aber mal das Risiko für die gesamte Finanzwelt und das Finanzsystem an, das sich in den Büchern der Deutschen Bank verbirgt. Da sehen wir sagenhafte 52 Billionen Euro an ungesicherten Derivaten - über 50% höher als bei Lehman Brothers.
Abb. 1 Vergleich BIP mit Deutsche Bank Derivaten |
Dazu kommt, dass seit der Lehman Pleite die Staatsschulden explodiert sind - das Niveau ist bereits sehr hoch - das Maß ist voll.
Eine weitere Pleite dieser Dimension hätte katastrophale Folgen für alle Gläubiger - ein Bail-Out ist nicht zu erwarten - nicht weil die Politiker plötzlich Vernunft annehmen, sie können es ganz einfach nicht mehr finanzieren.
Dafür spricht auch die Einführung sog. Bail-In-Gesetze die ab dem 1. Januar 2016 gelten werden. Sie schreiben vor, dass bei der Abwicklung insolventer Banken die Kundeneinlagen zuerst bedient werden und Gläubiger der Derivat- und Investmentprodukte nachrangig bedient werden. Aber auch die Spareinlagen der Kunden können nur bedient werden, wenn noch etwas da ist, was ausgezahlt werden kann. Der Sparer haftet demnach auch für die Schulden seiner Bank.
In Deutschland gilt dieses Gesetz bereits seit dem 1. Januar 2015 - man wollte hier offensichtlich kein Risiko eingehen.
Das wir eine große Veränderung in unserem Finanzsystem spüren werden ist sicher - wann und wie es dann passiert ist noch nicht klar. Dazu passt auch, dass Goldman Sachs physisches Gold kauft. Auch JP Morgan soll ungeheure Mengen physischer Silberunzen gekauft haben - der Markt für US Silver Eagle (Silber Anlagemünzen) ist wie leer gefegt.
Es kommt etwas, die Gesetze werden nicht zum Spaß beschlossen und ganz sicher nicht für den Wahlkampf - denn hier ist die Enteignung der Sparer beschlossen. Solche Gesetze macht man für den Notstand.
Hoffen wir auf das Beste und bereiten uns auf das schlimmste vor.